Wie im Katastrophen-Film

Feuerwehr-Übung in Weitefeld - Explosion beim Chemieunterricht - Akustische Probleme

Dramatische Szenen boten sich am Samstagnachmittag bei der großen Feuerwehr-Übung in Weitefeld.

WEITEFELD. Hinter den verrauchten Fenstern der Grundschule verzerrte Gesichter und Hände, die gegen das Glas hämmern. Auf dem Rettungspodest am Dachgeschoss schreit sich eine Frau die Seele aus dem Leib: "Hilfe! Wir verbrennen!" Blutverschmiert irren Verletzte auf dem Hof umher. Die Person auf der Trage will sich ihren Helfern entwinden und schreit: "Unser Hausmeister ist noch drin." Sie hat schon fast keine Stimme mehr. Realitätsnaher könnte das Szenario bei der Feuerwehr-Übung nicht sein. "Das bringt ganz andere Anforderungen mit sich als die übliche Übung", betont Klaus-Dieter Meyer (Wehrführer Löschzug Niederdreisbach) mit Blick auf die rund 80 Einsatzkräfte, die im organisierten menschlichen Chaos vielfach eingeübte Handgriffe nicht bloß "abspulen" können. Das hier hat den irritierenden Beigeschmack von Ernstfall. Eine gewisse Anspannung ist zu spüren. Auch bei den Zuschauern. "Da denkt sicher mancher: Können die nicht schneller machen? Können sie nicht. Eile ja, aber keine Hast, denn Einsatzkräfte müssen mit Bedacht vorgehen", kommentiert Peter Pauschert die unausgesprochene Frage.
Der Wehrleiter der Feuerwehren der Verbandsgemeinde Daaden gehört mit Bürgermeister Wolfgang Schneider, Weitefelds Ortsbürgermeister Dieter Fuchs und Christoph Ebener vom DRK zu den kritischen Beobachtern des Spektakels. "Entworfen" haben die Übung, an der die Löschzüge Weitefeld und Niederdreisbach, Teileinheiten der Feuerwehren Betzdorf (Drehleiter) und Wissen (Gerätewagen Atemschutz) und der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Düsseldorf teilnehmen, die Wehrführer Meyer und Jörg Hölzemann (Weitefeld), die auch die Einsatzleitung haben. Angenommene Lage ist eine Explosion beim Chemieunterricht im ersten Obergeschoss: Schüler und Lehrer sind zum Teil schwer verletzt, haben Schnitt- und Brandwunden, drei Schwerverletzte liegen unter herab gestürzten Deckenteilen. Der Fluchtweg durchs Treppenhaus ist durch starke Rauchentwicklung versperrt. Mehrere Schüler drohen in Panik aus den Fenstern zu springen. Der Hausmeister erleidet einen Herzinfarkt und ist bewusstlos. Für die grandiosen "Verletzten" sorgte der Schmink- und Mimtrupp des Arbeiter-Samariterbundes. Der ASB mit Regionalbereitschaftsleiter Christoph Eckel hatte zum vierten Mal sein Ausbildungslager in Weitefeld aufgeschlagen und machte bei der Übung mit. Feuerwehren und Rettungswagen, insgesamt 13 Fahrzeuge, rauschen Schlag auf Schlag heran. Zuerst die Weitefelder, die gleichzeitig den Atemschutztrupp klar machen, Schläuche ausrollen und Leitern anlegen. Verstärkung bei der Personenrettung bekommen sie von den Niederdreisbachern. Die Blauröcke liefern die Verletzten so rasch an, dass sie mit dem Aufbau der Zeltstation unter Zeitdruck geraten. Aber auch sie lassen sich nicht verrückt machen, begnügen sich in diesem Fall auch nicht mit Mimen, sondern verwenden konkretes Material und legen sorgsam Verbände an. Als die Betzdorfer Drehleiter vor Ort ist, kann noch eine "Lehrerin" aus oberen Raumgefilden geholt werden und auch der arme "Hausmeister", der erfolgreich "reanimiert" wird. Meyer ist im Ganzen zufrieden mit der Meisterung der Aufgaben. Nicht aber damit, dass es im für die Koordination zuständigen Einsatzleitwagen akustische Probleme durchs Arbeiten mit 2- und 4-Meter-Band gab, so dass Informationen teils nicht zu realisieren waren: "Das muss künftig räumlich getrennt werden."