Feuersbrunst könnte Abriss verzögern

Stadt Herdorf will nun Förderanträge forcieren und hofft auf eine schnelle Entscheidung des Ministeriums

Die Stadt wollte die Ermert- Hallen ohnehin abreißen, die Autos darin waren für die Schrottpresse bestimmt. Dennoch könnten die Folgen beträchtlich sein.

HERDORF. Für die Stadt Herdorf, die bereits einen Förderantrag zum Abriss der Hallen und der Sanierung des Geländes gestellt hat, könnte der Herdorfer Großbrand nun ärgerliche Konsequenzen haben. Nicht nur die möglicherweise langwierige Suche nach der Brandursache, auch die Entsorgung der Brandreste und der verkohlten Pkw könnte viel Zeit in Anspruch nehmen. "Die Abrisssituation ist auf jeden Fall erschwert", sagt Bürgermeister Uwe Erner. Ungeklärt ist etwa bis zur Ermittlung der Brandursache auch, wer für die Entsorgung der abgebrannten Hallenteile aufkommen muss und ob etwa jemanden eine Mitschuld am Entstehen des Großfeuers trifft. Davon wird es wohl letztlich abhängen, welche Kosten für die Stadt beim Abriss entstehen.

Dabei wollte die Stadt eigentlich schnell in die Bauphase des geplanten Wohngebietes gehen. "Wir werden auf jeden Fall den Abriss forcieren", sagt Bürgermeister Uwe Erner, "um einen vorzeitigen Maßnahmenbeginn zu erreichen." Deshalb will die Stadt nun auch rasch Gespräche mit dem Innenministerium aufnehmen. Denn jetzt hat sich auf dem Gelände durch die abgebrannten Hallen auch das Gefahrenpotenzial dramatisch erhöht. Die Stadt hat seit dem Kauf des Areals 2007 die Verkehrssicherungspflicht und hatte damit auch immer reichlich Arbeit. Immer wieder hielten sich Kinder und Jugendliche auf dem Gelände auf, auch für Skateboarder und Fotografen war die Hallen-Kulisse lange Zeit ein Geheimtipp. Die Stadt Herdorf hat deshalb nun einen Wachdienst engagiert, der rund um die Uhr mit der Sicherung des Geländes betraut ist. Areal und Hallen des Ermert-Geländes sind seit Dezember 2007 im Besitz der Stadt Herdorf. Sie hatte es zum Preis von 20 000 Euro ersteigert. Der ursprüngliche Verkehrswert lag bei mehr als 600 000 Euro. Ein Bebauungsplan ist derzeit in der Aufstellungsphase. Geplant sind auf dem 50 000 Quadratmeter großen Gelände Wohnhäuser und kleinere Gewerbe, auch die neue Grundschule könnte dort gebaut werden. Beheizt werden sollen die Gebäude mit Geothermie. Ein Forschungsprojekt, das die Nutzung von Stollenwärme untersucht, läuft derzeit. Das Großfeuer hat, laut Erner, darauf aber keinen Einfluss.

Nicht betroffen vom Brand ist das ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma. Unternehmer Peter Bohl hat das Gebäude erworben, saniert und lädt demnächst zum Tag der offenen Tür ein. Geschäftsführer Bohl war in sein neues Firmengebäude geeilt, als er von Rauch am Ermert-Gelände hörte. "Ich war natürlich erleichtert, als ich sah, dass wir nicht betroffen sind", sagt er. Mit den Hallen ging nun aber auch ein Stück Herdorfer Firmengeschichte in Flammen auf.

1899 wurde die "Dampfziegelei Herdorf" gegründet, später wurde die Firma Willi Ermert zu einer der größten Behälterbaufirmen in Deutschland und beschäftigte weit mehr als 200 Mitarbeiter. Im Jahr 2000 hatte allerdings der letzte Öltank die Firma verlassen, seither standen die Gebäude leer.