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Gespenstisches Szenario in Weitefeld

Rhein-Zeitung vom 12.09.2005

Gefahrenstoffunfall: Löschzug der Feuerwehr übte mit Niederdreisbach, Elkenroth und Neunkhausen

WEITEFELD. Den drei, vier Dutzend Betrachtern der Alarmübung bietet sich ein gespenstisches Szenario: Schwerfällig bewegen sich die Brandschützer in ihrer tiefroten Schutzkleidung über den Betriebshof der Westerwälder Eisenwerke in Weitefeld. Dahinter flackern Blaulichter, während das Gros der Einsatzkräfte in deutlichem Abstand zur imaginären Unfallstelle verharrt.

Eine Dekontaminations-Station wird aufgebaut und dicke Schutzgefäße auf einem Karren befördert. Langsam, weil gewissenhaft, werden Einsatzzeiten notiert, Gefahrstoffnummern überprüft und eine Pumpe installiert. Hinter diesem seltenen Schauspiel verbirgt sich das Drehbuch einer Katastrophe - geschrieben von Sven Oliver Meyer (Teileinheitsführer) für die Gefahrstoffgruppen aus Niederdreisbach, Neunkhausen und Elkenroth sowie den Löschzug Weitefeld.

Angenommen wird die Unaufmerksamkeit eines Lkw-Fahrers, der mit seinem Chemikalien-Transporter einen Heizöltank rammt. In den Tank wird dabei ein Loch gerissen und die gefährliche Fracht des Fahrzeugs verrutscht. Unmittelbar rückt der Löschzug Weitefeld aus, der Rüstzeug und Fachkompetenz des Gefahrstoffzuges ordert. Die Kollegen aus Niederdreisbach, Elkenroth und - kreisübergreifend - Neunkhausen werden alarmiert. Wehrführer Heiko Weyand übernimmt die Einsatzleitung.

Der Löschzug Weitefeld birgt den Lkw-Fahrer, sperrt das Areal und bereitet den Löschangriff vor. Unterdessen entsendet der Löschzug Niederdreisbach eigene Helfer mit Pressluftgerät und Schutzanzug zur Erkundung. Die Mannen aus Elkenroth dichten aufwändig das Leck am Tank, bergen das beschädigte Fass und stellen einen weiteren Rettungstrupp mit Chemikalien-Schutzanzügen. Dabei helfen auch die Wehrleute aus Neunkhausen. Dieter Lehnard (Horhausen), Führer des Gefahrstoffzuges im Landkreis, beobachtet die Leistungen mit Argusaugen, um dann schließlich die "sehr gute Zusammenarbeit" aller Teileinheiten zu loben.

Pressesprecher Ernst-Helmut Stühn (Löschzug Niederdreisbach) betont den enormen Aufwand für die Übung. Obgleich die Eisenwerke außer Lösemitteln, Lacken, Farben und typischen Betriebsstoffen keine Gefahrgüter lagern, war das Szenario durchaus realistisch. Außerdem machte die Übung auch die Tücken eines solchen Einsatzes deutlich: In Ernstfällen wären mehr Wehrleute mit Atemschutz erforderlich gewesen, weil die reine Einsatzzeit für solche Kräfte immer knapp bemessen ist.

Chemikalien-Schutzanzüge, die in ihrer optischen Wirkung beängstigen: Speziell geschulte und gerüstete Wehrleute der Gefahrstoffgruppen Niederdreisbach, Neunkhausen und Elkenroth verstärken den Löschzug Weitefeld bei der Übung. Die Dekontaminations-Station bindet viele Besucheraugen. Hier wird die 'verseuchte' Schutzkleidung eines Niederdreisbacher Brandschützers fachgerecht entsorgt.