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Hochwassereinsatz in Bitterfeld

Artikel aus der Rhein-Zeitung vom 21.08.2002

Verstärkung fürs Flutgebiet

Immer mehr Helfer aus unserem Raum sind im Einsatz im Katastrophengebiet: Jetzt auch acht DRK-Kräfte aus Niederfischbach und Birken-Honigsessen und 25 Feuerwehrleute aus der VG Daaden.

--- Textanfang weggeschnitten --- Deshalb sind heute morgen um 3 Uhr auch 25 Feuerwehrmänner aus allen fünf Löschzügen der Verbandsgemeinde Daaden ins Hochwasser-Katastrophengebiet gestartet: Sie wollen in Friedersdorf helfen, sieben Kilometer von Bitterfeld entfernt. Dort gab es mehrere Deichbrüche, der Strom ist ausgefallen, die Telefone lahm, die Bürger wurden in Turnhallen evakuiert.

Spontan entschlossen sich die Daadener Floriansjünger zur Hilfe und bepackten gestern Abend fünf Fahrzeuge: Mit dem Löschfahrzeug 8/6 Weitefeld, dem Mehrzweckfahrzeug Niederdreisbach, dem Tragkraftspritzenfahrzeug Friedewald, dem Einsatzleitwagen Daaden und einem Kleinbus ging es los. An Bord: Sechs Tauchpumpen mit einer Leistung von 400 Litern pro Minute, drei Tragkraftspritzen, 4-fach-Atemfilter zum Schutz gegen Krankheitserreger bei der Schlammbeseitigung, Hochwasserausrüstung und Beleuchtungsmaterial. Ausserdem: 20 Feldbetten des DRK Daaden. "Mehr brauchen wir nicht, denn zum Schlafen werden wir kaum kommen", so Heiko Weyand (Wehrführer Weitefeld) als stellvertretender Einsatzleiter. Die Einsatzleitung hat Heinz-Walter Haubrich, Wehrführer von Daaden. Muhr & Bender hat fünf bei ihr beschäftigte Feuerwehrmänner bis Samstag auf Firmenkosten freigestellt. Alle anderen opfern dafür ihren Urlaub oder nehmen unbezahlten Urlaub.

Die Firma Knautz stellt den Kleinbus, übernimmt einen Teil des Benzingeldes und stellt 1000 Euro für die Verpflegung zur Verfügung. Die Kontakte nach Friedersdorf kamen einst über das Reiseunternehmen zustande - mittlerweile sind die Feuerwehren befreundet. Der Einsatz ist bis Samstag geplant.

25 Feuerwehrleute aus der Verbandsgemeinde Daaden wollten heute um 3 Uhr vom Feuerwehrhaus Weitefeld aus ins Hochwasser-Katastrophengebiet nach Friedersdorf. Markus Birk (Personalleiter Muhr & Bender) und Bürgermeister Wolfgang Schneider wünschten einem Teil von ihnen gestern Abend am Gerätehaus "gute Fahrt".

 

Artikel aus der Rhein-Zeitung vom 22.08.2002

Artikel aus der Rhein-Zeitung vom 22.08.2002

Die Feuerwehr aus der VG Daaden steht in Friedersdorf bei Bitterfeld vor chaotischen Verhältnissen: "Wir sind eine Woche zu früh hier", meint Heiko Weyand. Der Wasserstand ist noch zu hoch, um spezielle Pumpen für das Abpumpen des ölverschmutzten Kellerwassers einzusetzen. Gestern konnte die Wehr mit einem Notstromaggregat helfen - durch das Licht wird´s jetzt für Plünderer schwerer. Heute wird der Krisenstab der Wehr neue Aufgaben geben.

 

Artikel aus der Rhein-Zeitung vom 23.08.2002

Die Eigeninitiative wirkt

Feuerwehr Daaden widersetzte sich Krisenstab - Keller leergepumpt

DAADEN. Die Feuerwehr Daaden befindet sich noch in der Nähe von Bitterfeld, ist allerdings mittlerweile auf eigene Faust losgezogen.

Nachdem sie in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bei einer Dammsicherung geholfen hatte, meldeten sie sich donnerstagmorgens um 8 Uhr beim Krisenstab wieder einsatzbereit - dort wurde ihnen gesagt, man melde sich, sobald etwas anliegt.

Daraufhin konnten sie nur warten, warten, warten ... Irgendwann wurde es Heiko Weyand zu dumm: "Das gibt´s doch einfach nicht. Wir sitzen hier rum und können nix machen - jetzt reicht´s !"

Kurzentschlossen trommelte er seine Männer zusammen und die Daadener Wehrleute fuhren auf eigene Faust los.

Und sein Gefühl hatte ihn nicht getäuscht: In einem Stadtteil von Bitterfeld kamen sie zu vollem Einsatz. Hier standen alle Häuser und Vorgärten unter Wasser - ein klarer Fall für sie - hier muss gepumpt werden !

Um 14 Uhr wurde den Einwohnern die Möglichkeit gegeben, in ihre Häuser zu gehen, um Sachen zu räumen, Kleider zu holen und sich einen Überblick über den Schaden zu verschaffen.

Die Leute waren überglücklich, als sie sahen, wie wir das Wasser abpumpten - unbeschreiblich diese Blicke, die sie uns zuwarfen !", so Heiko Weyand.

Da die Bewohner nur Passierscheine besassen, mussten sie um 18 Uhr alle wieder die Häuser verlassen.

Aber Weyand und seine Männer werden jetzt in Schichten arbeiten, damit rund um die Uhr das Wasser abgepumpt werden kann und sie bis zu ihrer Abfahrt am Samstag noch einigen Schaden begrenzen können. Vielleicht ordern sie auch noch Verstärkung und Pumpen.

 

Artikel aus der Rhein-Zeitung vom 24.08.2002

Streit schlichten und auch Ausruhen beim Fluteinsatz

Die Feuerwehr Daaden und das THW Betzdorf sind an Elbe noch aktiv

BETZDORF/DAADEN. Die Feuerwehr Daaden und das THW Betzdorf sind immer noch dabei, das von der Flut herbeigeführte Chaos im Bereich der Elbe wenigstens etwas zu begrenzen. Dabei stehen sie vor diversen Problemen: Von Streit schlichten bis dahin, dass man auf die total verschmutzte Kleidung wartet.

Die Mitarbeiter der Feuerwehr Daaden war jetzt damit beschäftigt, das Wasser aus den Häusern auf die andere Seite eines Damms in die Leine zu pumpen, als ein Baggerfahrer auftauchte und Löcher in den Damm machen wollte, damit das Wasser schneller abfliessen könne.

"Das einzige Problem war, dass die Leine höher liegt als die Grundstücke und die Häuser, wodurch das Wasser dann nicht von den Grundstücken in die Leine, sondern genau wieder in die andere Richtung geflossen wäre", so berichtet Heiko Weyand von der Daadener Wehr.

So sahen das auch die Bewohner der Häuser des Bitterfelder Stadtteils und wetterten gegen den Baggerfahrer. "So mussten wir dann auch noch Streit schlichten", erzählt Weyand. Alles kein Problem für ihn: er informierte die Behörden und diese veranlassten daraufhin, dass kein Loch in den Damm gebaggert wird, sondern die Feuerwehr das Abpumpen weiterführte.

Am Freitagmorgen waren dann auch drei Häuser vollkommen trockengelegt. Drei Häuser von zirka 300, die in diesem Bereich noch unter Wasser stehen. Es ist aber auch nicht so, dass nur das Streit schlichten Zeit rauben würde: das Makaberste für Weyand ist, dass sie, sobald die Dämmerung einsetzte, aufhören mussten zu pumpen. Die Begründung: Ruhestörung ! Fraglich ist nur, wen sie in einem vollkommen evakuierten Stadtteil nachts belästigen könnten.

Am heutigen Samstag reist die Feuerwehr wieder ab, hat auch bisher keine Ablösung geordert, da das wahrscheinlich vom Kreis in die Hand genommen werden wird.

 

Artikel aus der Rhein-Zeitung vom 05.09.2002

Im Einsatz gegen Folgen der Flut

25 Feuerwehrmänner aus der VG Daaden vom Einsatz an der Elbe zurück Am 21. August ging es für sie los: 25 Männer der Löschzüge Daaden, Weitefeld, Derschen, Friedewald/Nisterberg und Niederdreisbach machten sich auf den Weg Richtung Elbe. Ihre Aufgabe: Hochwasseropfern in Friedersdorf (bei Bitterfeld) professionelle Hilfe von Feuerwehrleuten anbieten, Schaden begrenzen und die dortige Feuerwehr unterstützen. Jetzt zogen sie Bilanz von ihrem Einsatz.

WEITEFELD. Mittlerweile sind sie alle wieder gesund in ihrer Heimat angekommen, haben sich ausgeruht, ihre Arbeit hier wieder aufgenommen und berichten.

Mit vier Feuerwehrautos und einem Bus der Firma Knautz starteten sie am 21. August um 3 Uhr morgens in Richtung Friedersdorf. Dank der Firmen Muhr und Bender, Baumgarten sowie Roth & Weber, die den Floriansjüngern Sonderurlaub gewährten, konnten die 25 Männer sich - vom ADD Trier offiziell entsendet - auf den Weg machen.

Nach einiger Organisation vor Ort, meldeten sie sich beim Krisenstab und warteten auf einen Einsatzbefehl. Als dieser lange Zeit nicht erfolgte, nahmen Einsatzleiter Karl-Heinz Haubrich und Heiko Weyand das Ganze selber in die Hand und machten sich mit der Truppe auf den Weg, der Bundeswehr und den Zivilisten bei einer Dammsicherung zu helfen. Am Donnerstag ging´s in das Neubaugebiet Bitterfeld, in den evakuierten Stadtteil Wien, und dort fanden sie genug Arbeit: Sie konnten Häuser leerpumpen, was das Zeug hält.

Dort kam es auch zu dem Zwischenfall mit dem Baggerfahrer, der mit dem Auftrag anrollte, den Damm einzureissen. Damit hätte er aber noch mehr Schaden angerichtet und deswegen brachte er sowohl Einwohner als auch kundige Helfer gegen sich auf (die RZ berichtete bereits). Nachdem sie am Freitag im gleichen Gebiet geholfen hatten, ging es am Samstag wieder in Richtung Heimat.

"Sehr positiv fand ich es, dass junge Leute ganz spontan und kompromisslos beim Sandsackstapeln geholfen haben", so Heinz Walter Haubrich. Vor allem der Zusammenhalt und das gegenseitige Helfen hat sie sehr bewegt. Jeder hat getan, was er konnte. Auf der anderen Seite gab es eben auch die bürokratischen Fallen, die viele Vorhaben und viel Hilfe nicht wirklich beschleunigten.

Die Hilfe, die sie anbieten konnten, war dennoch breit gefächert: Neben pumpen, Damm sichern und anderen Arbeiten konnten sie den Anwohnern und Betroffenen auch damit helfen, dass sie einfach erledigten, was in ihrer Macht stand.

Letztendlich taten sie nicht nur den Hochwasseropfern Gutes: "Die Tour nach Friedersdorf hat nicht nur direkt vor Ort geholfen. Die Kameradschaft unter den Löschzügen und unsere Verbindung zur Feuerwehr Friedersdorf wurden gestärkt", meint Heiko weyand, Wehrleiter der Feuerwehr Weitefeld.

Natürlich ist auch weiterhin Hilfe notwendig, deswegen hat Weyand einen Tipp für all diejenigen, die effizient für Bitterfeld und Umgebung spenden möchten: Die Feuerwehr Brehna ist in der Lage, mit dem gespendeten Geld die Betroffenen innerhalb von 24 Stunden zu unterstützen - wer hier spendet, kann sicher sein, dass es direkt vor Ort genutzt wird. Zusätzlich kann der Kontakt zum Spendenempfänger hergestellt werden: Kreissparkasse Bitterfeld (BLZ: 800 537 22) Konto 371 808 14, Verwendungszweck: Spendenhilfe Hochwasser. Oder Infos zur Spende unter: www.bitterfeld-online.de/flut/index.html (nicht mehr aktiv). Ein Tagebuch über Hochwasserhilfe der Feuerwehren gibt es hier.