Einsätze / Übungen

Einsatz: Brandmeldeanlage

Die Brandmeldeanlage eines Industriebetriebes löste durch Staubentwicklung während Bauarbeiten aus.

Einsatz: Auslaufende Betriebsstoffe

Die Fahrerin eines PKW stieß mit ihrem Wagen frontal gegen den auf einem Einkaufsmarkt-Parkplatz stehenden Beleuchtungsmast. Hierbei wurde der Wagen so stark beschädigt, dass aus ihm Betriebsstoffe austraten, die durch einsetzenden Starkregen großflächig verteilt wurden.

Auf Geschicklichkeit kam es an

Turnier Feuerwehrmänner aus dem Kreis traten in Einsatzfahrzeugen gegeneinander auf Parcours an

 

Kreisgebiet. Beim Geschicklichkeitsfahren für ehrenamtliche Einsatzkräfte waren gestern die Feuerwehrmänner aus dem Kreis Altenkirchen ganz unter sich. Keine Frauen, kein DRK und kein THW waren nämlich mit von der Partie, als es auf dem Betriebshof der Firma Reisedienst Knautz in Langenbach um Punkte, Zentimeter, Sekunden und Pokale ging, und zwar im Zuge des Kreisentscheids.

Seitens des Kreisfeuerwehrverbandes, der das Turnier seit rund 20 Jahren ausrichtet, begrüßte Siegfried Strunk (Weitefeld) neben den 14 gemeldeten Akteuren sowie den 11 Wertungsrichtern auch zahlreiche Zuschauer und Helfer hinter den Kulissen. Die Fahrer kamen aus den Amtsbereichen Altenkirchen, Betzdorf, Daaden, Gebhardshain, Herdorf und Kirchen. Oberstes Ziel des Wettbewerbs ist es, durch die Prüfungen in punkto Geschicklichkeit Erfahrungen zu sammeln – für den richtigen Einsatz der Dienstfahrzeuge auf der Straße.

 

Gestartet wurde in der kleineren und größeren Fahrzeugklasse. Bei dem mehr als dreistündigen Turnier waren acht Fahraufgaben in möglichst kurzer Zeit und ohne Patzer zu meistern. Der „Mann des Tages“ war am Ende Andreas Schneider aus Weyerbusch. Er war als Titelverteidiger angetreten und landete prompt wieder in der kleinen Klasse auf Platz eins – und in der großen auf Platz zwei. Der Wanderpokal 2011 ging damit erneut an Andreas Schneider.

Als souveränen Sieger in der großen Klasse feierten die Kameraden Claus Lichtenthäler (Daaden Weitefeld). Die weiteren Pokalgewinner, die im September ebenfalls mit zum Landeswettbewerb nach Zell fahren dürfen, sind: Markus Hees (Daaden Weitefeld), Rasmus Baucke und Martin Kohl (beide Altenkirchen).

Einer der ersten Gratulanten war Hauptwertungsrichter Uwe Mielsch (Daaden), der für alle Teilnehmer ein dickes Lob übrig hatte: „Beim Befahren des Parcours ging es erstaunlich gesittet zu.“ Das war für sämtliche Beteiligten jedoch längst kein Kinderspiel. Immerhin saßen die Einsatzfahrer gemäß strengem Reglement in voller Montur hinter dem Steuer, also mit Schutzanzug, Helm und Einsatzstiefeln. Ein Beifahrer als Assistent war nicht erlaubt. Im Parcours ließ das Wertungsteam kaum einen Schnitzer unbeachtet.

Viel Geschick und Gespür waren zum Beispiel nötig beim Befahren von Schlauchbrücken, inmitten der Spurgassen und -kurven, beim korrekten Einparken und Rückwärtsfahren sowie beim Bemessen der seitlichen Abstände. Oft ging es nur um Millimeter

 

 

Auto prallt in Weitefeld gegen eine Mauer

M Weitefeld. Offenbar gesundheitliche Probleme einer Autofahrerin haben am Montagmittag zu einem Unfall in Weitefeldgeführt. Gegen 12.40 Uhr fuhr die 66-Jährige mit ihrem Wagen über die Mittelstraße in Richtung Friedewald. Nach Angaben der Polizei Betzdorf fühlte sich die Frau plötzlich unwohl – sie kam auf gerader Strecke nach rechts von der Fahrbahn ab und prallte in eine Grundstücksmauer. Die 66-Jährige musste an der Unfallstelle reanimiert werden, sie wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Jung-Stilling-Krankenhaus nach Siegen geflogen. An ihrem Pkw entstand mittlerer Sachschaden.

 

 

Einsatz: Umgekippter LKW

Beim Abkippen von schwerem Steinmaterial kippte ein LKW auf die Beifahrerseite. Der Fahrer war im Führerhaus eingeschlossen und aufgrund seiner Verletzungen nicht in der Lage, dieses selbständig zu verlassen. Er wurde während Betreuung durch den Rettungsdienst aus dem Fahrzeug gerettet und mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen.

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Einsatz: Ölunfall

Ein geplatzter Schlauch am Lenkgetrieb eines LKW führte dazu, dass Hydrauliköl auf die befestigte Oberfläche einer Gemeindestraße lief.

Großbrand mit Verletzten simuliert

Kreisübergreifende Übung auf einem Werksgelände in Neunkhausen

Kreisgebiet. Ein Großbrand mit sechs Vermissten – im Ernstfall hätte sich den fünf beteiligten Wehren auf dem Werksgelände der Neunkhausener Firma Fingerhut-Haus ein wahres Horrorszenario geboten. Bei der kreisübergreifenden Großübung mit dem Schwerpunkt Menschenrettung testeten die Wehren Elkenroth und Weitefeld (Kreis Altenkirchen) sowie Neunkhausen, Mörlen und Langenbach (Westerwaldkreis) ihr Zusammenspiel. Einsatzleiter war der Neunkhausener Wehrführer Thomas Leicher. Der nach Feierabend ausgebrochene simulierte Brand hatte sich bereits ausgebreitet, als die vier Fahrzeuge der örtlichen Floriansjünger als Erste am Fingerhut-Gelände eintrafen. Zur Führungsunterstützung war auch der Einsatzleitwagen (ELW) der Marmer Wehr pünktlich wie die Feuerwehr an Ort und Stelle.

Schnell wurde klar, dass mehr Kräfte vonnöten waren, und weitere Wehren mussten anrücken. Da Menschenrettung bei den Einsätzen oberste Priorität hat, kümmerten sich die Neunkhausener zunächst mit der Rettungsschere um ein Opfer, das unter der Ladung eines Staplers eingeklemmt war. Der DRK-Ortsverein Elkenroth leistete Erste Hilfe. Weitere Opfer befanden sich in der stark vernebelten Werks- sowie Betonhalle.

Aus dem Kriechkeller des Betonwerks konnten zwei Träger von Atemschutzgeräten der Elkenrother Wehr einen weiteren Dummy befreien. Gemeinsam mit VG-Wehrleiter Klaus Groß koordinierte Thomas Leicher die Übung, am Einsatzleitwagen liefen alle Fäden zusammen. Die Einsatzleitung hatte das Betriebsgelände in Abschnitte eingeteilt, für die jeweils eine Wehr zuständig war. Besonders schlimm erwischt hatte es einen Schwerverletzten, der im 23 Meter tiefen Schacht des Tiefensilos auf Hilfe wartete. Unter dermaßen schwierigen Bedingungen dauerte es fast eine Stunde, bis die Wehren Weitefeld und Langenbach den warm angezogenen Mörlener Statisten auf einer Trage ans Tageslicht gehievt hatten.

Eine unerwartete Krisensituation war für die Träger von Atemschutzgeräten eingebaut worden: Ein Trupp wurde vermisst, sodass die bereitstehende Rettungstruppe der Weitefelder Wehr die Kameraden suchen musste.

Bei der Manöverkritik im Feuerwehrhaus fanden Klaus Groß, Thomas Leicher und der Wehrleiter der Verbandsgemeinde Gebhardshain, Peter Brenner, anerkennende Worte für die gute Übung mit insgesamt 90 Einsatzkräften und 15 Fahrzeugen.

 

Locker die Leistungsspange geholt

Zum Team der Weitefelder Feuerwehrmänner gehören Großvater und Enkel

Weitefeld. Die rheinland-pfälzische Leistungsspange und das Feuerwehrabzeichen des Fédération Nationale des Corps de Sapeurs-Pompiers du Grand-Duché de Luxembourg erkämpften Feuerwehrmänner aus Weitefeld.

In Bitburg starteten zwei Weitefelder Mannschaften mit je zehn Mann, einer von ihnen war jeweils Ersatz. Dabei wieder die ältesten Kameraden des 32 Mann starken Löschzuges: der 62-jährige Detlef Flug und der 55-jährige Klaus Kirchhöfer. Philipp Oel war mit 19 Jahren der jüngste im Team. Die „Alten“ starteten in der B-Gruppe. Mit ihrer schnellen und fehlerfreien Übung und einer guten Laufzeit lagen sie in der Abschlusswertung vor den Jungen. Der Wettbewerb machten allen viel Freude, insbesondere Detlev Flug und seinem Enkel Dennis. In Passau hätte Flug 2011 die letzte Möglichkeit, vor seinem 63. Geburtstag mit einem Wettkampf seine aktive Feuerwehrlaufbahn zu beenden.

Die ältesten aktiven Feuerwehrkameraden unterstützten ihre Mannschaft auch beim Landes-Feuerwehrleistungswettbewerb in Lana/Südtirol. Zwei Teams mit jeweils neun Mann gingen an den Start. Anfeuernde Unterstützung kam von den mitgereisten Frauen und weiteren Alterskameraden. Für die meisten war die Veranstaltung die erste dieser Art und natürlich mit rund 400 teilnehmenden Gruppen ein unglaubliches Erlebnis. Mehr als dreitausend Feuerwehrkameraden aus verschiedenen Ländern zeigten ihre Leistungen.

Routiniert zeigte sich auch die junge A-Gruppe. Die meisten von ihnen hatten zwischen drei und fünf Wettbewerbe mitgemacht. In der B-Gruppe, Mindestalter 30 Jahre, zeigte der 62-jährige Detlev Flug den ersten Bewerb seines Lebens. Die Stimmung begeistert ihn so, dass er gleich den nächsten Wettkampf zusagte. Die Übungs- und Laufzeiten der Weitefelder Teams waren schnell genug und sie schafften das Südtiroler Leistungsabzeichen.

 

Löschzüge zeigen Einsatzbereitschaft

Weitefeld. Zwei Personen sind nach einem Unfall in einem Pkw eingeklemmt, ein nahe liegendes Bürogebäude hat Feuer gefangen und ein Gastank ist vom Feuer bedroht – diese Herausforderungen musste die freiwillige Feuerwehr Weitefeld bei einer Schauübung bei den Mineralmahlwerken Horn & Co. bewältigen.

Die Löschzüge aus Weitefeld, Derschen/Emmerzhausen/Mauden, Freidewald/Nisterberg und das DRK Daaden waren vor Ort. „Insgesamt sind wir heute mit rund 75 Leuten im Einsatz“, sagte Peter Pauschert, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Daaden. „Aus Weitefeld sind es drei Fahrzeuge, aus Derschen und Freidewald jeweils zwei und vom DRK auch drei.“

Einmal im Jahr findet eine solche Schauübung statt. Auch diesmal fanden sich wieder zahlreiche Zuschauer ein, die beobachteten, wie die Feuerwehrleute ihre Arbeit verrichteten. Sie retteten die eingeklemmten Personen aus dem Auto, und mit Atemschutzgeräten konnten auch die Angestellten aus der Lagerhalle geborgen werden. Außerdem wurde der Bereich rund um den Gastank gesichert, die gefährliche Flüssigkeit wurde aufgefangen und der Tank abgedichtet. Das Zusammenspiel zwischen den Löschzügen funktionierte reibungslos. Dass die Übungen der Feuerwehr wichtig sind, wurde auch vor zwei Wochen bei einem Brand in Steinebach deutlich. Dort waren vier Kinder gerettet worden.

 

Der traurigste Tag im „Paradies“

Vor 30 Jahren kam es in Niederdreisbach zum wohl schwersten Verkehrsunfall im Kreis – 14 Tote bei Busunglück

Es war ein schöner Tagesausflug. Im Niederdreisbacher Hof tranken die Senioren Kaffee und spielten Karten. Doch die Heimreise mit dem Bus endete in einer Katastrophe. Vor 30 Jahren kam es zum wohl schwersten Verkehrsunfall im Kreis. Ein Feuerwehrmann, ein Ex-Polizist und ein ehemaliger Soldat über den traurigsten Tag im „Paradies“.

Niederdreisbach. Er ist einer der Letzen, der den fahrenden Bus noch sieht. Polizist Hans-Dieter Meyer ist auf dem Heimweg nach Niederdreisbach, es ist Dienstag, 22. Januar 1980. Den ganzen Tag über war es ungewöhnlich mild, aber jetzt am Abend ist es wieder bitter kalt geworden, auf den Asphalt der Straßen hat sich eine dünne Eisschicht gelegt. 

 

Meyer ist 39 Jahre alt und seit 16 Jahren Polizeibeamter. Er war mit seinem Drogenhund im Einsatz, keine große Sache, es ging um Rauschgift, jetzt will er zu seiner Frau nach Hause in die Straße „Am Koppelberg“. Meyer merkt, wie glatt die Straße ist, und beschließt, in Niederdreisbach ausnahmsweise die Brunnenstraße zu nehmen. Er weiß, diese leichte Steigung kommt er bei jedem Wetter hoch.

 

Bus überschlägt sich

Auf der Höhe des Niederdreisbacher Hofes stößt er auf einen Reisebus mit Kölner Kennzeichen. Es sind etwa 50 Senioren eines Kölner AWO-Ortsvereins. Sie sind auf einer ihrer monatlichen Ausflugsfahrten, gute vier Stunden haben sie sich in dem Gasthof des „Paradies-Ortes“ aufgehalten, es wurde gekegelt, Karten gespielt und Kaffee getrunken. Jetzt haben sie sich auf den Weg zurück nach Köln gemacht. Meyer erinnert sich gut an den Bus. „Er fuhr langsam, fast Schritttempo vor mir.“ Der Polizeibeamte bleibt hinter dem Bus, dann biegt er in die Brunnenstraße ab, der Bus fährt weiter in Richtung Weitefeld. Die Straße nach Weitefeld wird gleich danach etwas steiler, kurz nach dem Dorfgemeinschaftshaus muss der Busfahrer stoppen. „Es geht nicht mehr weiter“, sagt er zu den Fahrgästen, „wir müssen zurück.“ Dann passiert es. Der Fahrer will den Bus zurücksetzen. Doch auf der abschüssigen Straße kommt der schwere Bus ins Rutschen. Es gibt keine Leitplanke an dieser Stelle. Der Reisebus schlittert rund vier Meter die Böschung hinab, überschlägt sich und bleibt auf dem Dach liegen.

An diesem Abend feiern im Dorfgemeinschaftshaus Oberdreisbacher Zwillinge ihren 50. Geburtstag. Einige Gäste haben durch ein Fenster den kippenden Bus beobachtet. Ein 15-Jähriger aus einem Haus in der Nachbarschaft reagiert am schnellsten, läuft zum Feuerwehrhaus und schlägt den Alarmknopf ein.

 

 

Polizist Meyer ist gerade vor seinem Haus angekommen, als er die Feuerwehrsirene hört. Von dort oben kann er das Dorfgemeinschaftshaus sehen, er blickt hinunter und sieht, hell erleuchtet durch die Fenster des Hauses, den Bus auf dem Dach liegen. Meyer springt in den Hundetransportwagen, ein Volkswagen-Variant Kombi, in dem erst einen Tag zuvor ein Funkgerät eingebaut worden war. Als er ankommt, hört er die eingeklemmten Menschen schreien und stöhnen. Ein Mann blutet am Kopf und irrt mit einer Liste in der Hand herum. Es ist der Reiseleiter mit den Namen der Passagiere. Er steht unter Schock. Meyer beruhigt ihn, dann krabbelt er durch die Seitenscheibe in den Bus und versucht, den Eingeklemmten Mut zu machen. Er funkt an die Zentrale: „Es gibt hier Tote.“ „Woher wissen Sie das so genau?“ „Ich weiß das“, sagt er, und dann leise, „ohne Kopf kann man nicht leben.“ Mehrere Helfer sind schon bei den Verletzten, die Gäste der Geburtstagsparty bringen die ersten Decken, andere streuen die Straße.

 

 

Dach eingedrückt

Auch der Niederdreisbacher Klaus-Dieter Meyer hat die Sirene gehört. Meyer ist vor etwas mehr als einem halben Jahr zum Wehrführer ernannt worden, er ist gerade 28 Jahre alt. Er hat keine Zeit sich umzuziehen, läuft zu dem Unglücksort, sieht den umgekippten Bus, das Dach bis zur Fensterbrüstung eingedrückt. Vor allem der hintere Teil ist zerstört, die Sitze sind zusammengestaucht, dass kein Quadratmeter Platz mehr bleibt. Schnell ist klar, dass das Gerät des Löschzuges nicht ausreicht. Die Helfer versuchen, den Bus mit Stangen zu heben. Der Unternehmer Paul Land besorgt eine Winde. In der Zwischenzeit sind auch die Feuerwehren aus den Nachbargemeinden informiert. Doch die vereiste Straße macht es den Helfern schwer, zum Unfallort vorzudringen. Die Polizei versucht zunächst vergeblich, den Streudienst zur erreichen, Handys gibt es noch keine.

Auch der 36 Jahre alte Bernd Bennetreu ist jetzt vor Ort, er ist Soldat und am Stegskopf stationiert. Als er ankommt, sieht er bereits vor dem Bus einen Menschen liegen. „Ich weiß gar nicht, wie der da raus kommen konnte.“ Er hört die Passagiere in dem Bus schreien und jammern. Gemeinsam mit anderen Helfern versucht er nun, von vorne in den Bus vorzudringen. Keiner weiß, wie viele Verletzte in dem Wagen eingeklemmt sind. Bürger haben Hammer, Meißel und Schraubenzieher gebracht. „Auf einmal waren Eisensägen da“, erinnert er sich. Stück für Stück arbeiten sie sich vor, Taschen, Mäntel, eine Prothese kommt ihnen entgegen: „Es war kaum ein Durchkommen.“ Bennetreu hört die Schreie und nimmt eine ungewöhnliche Hitze wahr. „Diese Wärme in dem Bus, trotz der kaputten Scheiben, der kalten Nacht, das werde ich nie vergessen.“ Am schlimmsten hat es die Passagiere in der letzten Reihe erwischt. Mehrere Tote liegen dort nebeneinander. Einen nach dem anderen holen sie dennoch lebend aus dem Bus und bringen sie in das Dorfgemeinschaftshaus. Aus dem Feiersaal wird schnell ein Lazarett.

Feuerwehrmann Meyer hat in der Zwischenzeit Verstärkung bekommen. Die Betzdorfer sind mit der Stockwinde und Scheinwerfern da und heben nun das Heck des Busses an. Am Betonwerk wird der Parkplatz für die Hubschrauber ausgeleuchtet, dort können nun SAR 41, SAR 46 und SAR 73 landen. Auch ein US-amerikanischer Armee-Hubschrauber hat offenbar von dem Unglück gehört, er geht auf dem Siegerlandflughafen runter und bietet Hilfe an. Allerdings wird er am Ende doch nicht benötigt.

Längst ist klar, dass es viele Tote gibt. Die Leichen werden in die Friedhofskapelle gebracht, zehn Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 63 und 77 Jahren haben den Unfall nicht überlebt. Später werden noch zwei weitere Menschen ihren schweren Verletzungen erliegen, zuletzt eine 80-Jährige fast zwei Monate nach dem Unglück. Die meisten der Senioren starben nicht an ihren Verletzungen, sondern durch Herzversagen, heißt es später.

Um 2 Uhr ist der Einsatz für die Niederdreisbacher beendet. Bennetreu wird in dieser Nacht kein Auge mehr zumachen. Als Feuerwehrmann Meyer nach Hause kommt und seine Frau wissen will, was los war, sagt er nur eines: „Zwölf Tote.“ Polizist Meyer muss zu einem weiteren Einsatz nach Au, als er in der Früh nach Hause kommt, kann auch er nicht schlafen.

Wenn Feuerwehrmann Meyer heute den Einsatz Revue passieren lässt, fällt ihm erst richtig auf, was damals alles gefehlt hatte. „Das war eben eine andere Zeit.“ Die Niederdreisbacher waren nur für einen Löscheinsatz ausgerüstet. Es gab zwar Funk, aber wegen der topografischen Lage kam kein Kontakt zu dem Funkrelais in Köttingen zustande. „Heute haben wir Bergescheren, Winden, Leichensäcke und Rettungsdecken“, sagt der Wehrführer. Es gab damals auch keine ausgebildeten Notfallseelsorger. Das, was die Helfer gesehen haben, mussten sie mit sich ausmachen.

 

Große Hilfsbereitschaft

In Erinnerung geblieben ist aber allen die enorme Hilfsbereitschaft der Niederdreisbacher. „Es war beeindruckend, dass jeder mit angepackt hat“, sagt Polizist Meyer. „Das war sagenhaft.“ Auch die Kölner AWO hat sich einige Wochen später in einem Brief ausdrücklich für die große Hilfsbereitschaft bei den Niederdreisbachern bedankt.

Den Busfahrer traf keine Schuld. Etwa ein Jahr nach dem Unfall stellte die Koblenzer Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren gegen den Fahrer ein.

Die Geschichte ist aber noch nicht zu Ende. Einen Tag später kommt es an ähnlicher Stelle fast erneut zu einem Busunglück. Wieder gerät ein Bus auf eisglatter Straße ins Rutschen, diesmal aber stoppt eine Birke den rutschenden Wagen. Wenige Wochen später wird endlich eine Leitplanke angebracht.

Für Bennetreu war der Unfall der Grund, in die Feuerwehr einzutreten. Heute ist er bei den Alterskameraden. Meyer ist noch immer Wehrführer bei der Feuerwehr, er hat seither keinen vergleichbaren Unfall mehr erlebt. In einem halben Jahr will er als Wehrführer aufhören. Polizist Meyer ging vor zwölf Jahren in Pension. Noch heute hört er manchmal nachts die Schreie. Nach diesem Unglück hat er sich nie wieder in einem Bus in die letzte Reihe gesetzt.